Opfer als Kiddusch Haschem. Jüdisches Märtyrerbewusstein im Lichte der Kreuzzüge
Im Rahmen des Wahlfachs Judentum und in Anschluss an die Opfertagung aus dem Herbstsemester fand am 13. Mai 2016 ein Gastvortrag mit Frau Prof. Dr. Eveline Goodman-Thau an der STH Basel statt.
Frau Goodman-Thau ist eine der international führenden jüdischen Religionsphilosophinnen und Theologinnen unserer Zeit. 1934 in Wien geboren, überlebte sie die Shoah im Versteck in Holland. Sie wurde 1993 in Kassel mit der Arbeit über «Die messianische Grunderfahrung in der jüdischen Tradition» promoviert, 2000 wurde sie in Jerusalem zur Rabbinerin geweiht.
Sie hielt Gastprofessuren an den Universitäten Halle/Saale, Bern, Wien und der Harvard Divinity School. Heute lebt und lehrt sie in Jerusalem, ist Gründungsdirektorin der Hermann Cohen-Akademie für Religion, Wissenschaft und Kunst in Buchen im Odenwald und Gastprofessorin an den Universitäten Wien und Kassel.
Goodman-Thau betonte dabei die Bedeutung der
religiösen Identitäten und des christlich-jüdischen Gesprächs für das
gegenwärtige Europa. Auch Kulturwissenschaft und -geschichte müsse
letzlich auf der Grundlage der Glaubenswelten errichtet werden, wenn dem
Säkularismus und der Barbarei des 20. Jahrhunderts begegnet werden
sollte.
Gerade kleine Hochschulen böten hier wichtige Möglichkeiten einer kulturellen Erneuerung.
Goodman-Thau
entwickelte den Begriff der Erlösung und der «Einst-Zeit», die
Vergangenheit und Zukunft umschliesse. Dabei dachte sie Anregungen von
Hans Jonas über den Gottesbegriff nach Auschwitz und die
Erinnerungsphilosophie von Walter Benjamin weiter.
Das jüdische Selbst- und Opferbewusstsein erläuterte sie im Blick auf die mittelalterliche Konzeption des «Kiddusch Haschem».
Zum Abschluss dieses bemerkenswerten Seminartags gab Prof. Goodman-Thau eine Einführung in die Feier des Sabbath.