Voraussetzungen in der Theologie aus der Philosophie, Psychologie und Naturwissenschaft.
Unter diesem Titel fand am Samstag, 9. Dezember
2017 eine Tagung an der STH Basel in Zusammenarbeit mit der
Internationalen Akademie für Philosophie im Fürstentum Liechtenstein
(IAP Liechtenstein) statt. Die drei Referenten Prof. Dr. Alexander
Batthyány, Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter (beide IAP Liechtenstein)
und Prof. Dr. Harald Seubert (STH Basel) boten in vier verschiedenen
Vorträgen jeweils einen Einblick in einen spezifischen Aspekt der
Thematik, woraus sich dem Zuhörer ein Überblick über dieses weite Thema
bot. Die Stimmung unter den Teilnehmern, worunter Studierende der STH
Basel und andere Interessierte gleichermassen vertreten waren, und
Referenten war höchst produktiv, sodass sich ein lehr- und lernreicher
Tag bot, mit ausgiebig Zeit für Diskussion und Austausch.
Den
Einstieg machte Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter mit einem Vortrag zum
Thema «Die Schlüsselvoraussetzung der liberalen Theologie». Von Wachter
legte in seinem Vortrag dar, dass nicht die Anwendung von historischen
und philologischen Methoden in der Theologie das wesentliche Merkmal der
liberalen Theologie von Schleiermacher über Troeltsch bis Bultmann sei.
Vielmehr sei es die Schlüsselvoraussetzung, dass die Welt aufgrund von
Korrelation aller Ereignisse determiniert ist. Diese Determination, die
sich fälschlicherweise auf Naturgesetze stützt, schliesse Wunder aus,
die ein direktes Eingreifen Gottes in die Welt darstellen. Der
Determinismus stellt nach von Wachter eine Apriori Denkvoraussetzung der
liberalen Theologie dar, die aber weder denknotwendig noch logisch sei.
Nach diesem Streiflicht in die Voraussetzung der liberalen Theologie,
wandte Prof. Dr. Alexander Batthyány den Blick auf das spannungsvolle
Verhältnis von Theologie und Psychologie. Konflikte seien
vorprogrammiert, weil beide Disziplinen die gleichen Handlungen aus
einem anderen Blickwinkel betrachten. Batthyány warnt vor einem
Reduktionismus, der alleine die eigene Erklärung als wahr ansieht. Zum
einem dürfe die Psychologie nicht einem Psychologismus verfallen, in dem
sie die Transzendenz komplett ausschliesst. Genauso wenig dürfe die
Theologie die Erkenntnisse der Psychologie ausschliessen, wenn sie in
der Seelsorge mit psychisch erkrankten Menschen zu tun hat. Beide
Disziplinen müssten ihre Grenzen einsehen und einhalten. Zuletzt warnte
Batthyány vor einer zunehmenden Psychologisierung des christlichen
Glaubens seit den 1970er Jahren im Zuge der Hippie-Bewegung, die zu
einer Entleerung des christlichen Glaubens an Gott zu einem Glauben an
sich selbst führe.
Prof. Seubert beleuchtete in seinem Vortrag die Frage nach «Freiheit und Determinismus»im
deutschen Idealismus von Kant, Fichte und Hegel. Während bei allen
Dreien die Freiheit betont wird, liege trotzdem ein Determinismus
zugrunde. Bei Kant zeige sich das im Bereich der sichtbaren Welt, der –
ausgehend von Mathematik und Logik – von einem Determinismus der
materiellen Welt ausgeht. Gleichzeitig aber sei der Mensch im Bereich
der praktischen Vernunft des kategorischen Imperatives ein autonomes
Wesen, das hier Freiheit als Ding an sich und nicht nur als Erscheinung
erfährt. Dies führe zu einem Dualismus, den Hegel treffend beschrieben
hat, indem er von dem Menschen als Amphibium sprach. Deshalb plädierte
Seubert für eine philosophische Grundlegung der Theologie, die reale
Freiheit Gottes plausibel mache und nicht in einem Determinismus stecken
bleibe.
In einem letzten Vortrag kritisiert Prof. von Wachter den
Aufklärungsbegriff, der seit dem 19. Jahrhundert bis heute positiv
konnotiert ist. Der Aufklärung würden Errungenschaften zugeschrieben,
die sie bei einer genauen Betrachtung der Geschichte nicht erfüllen
könne. Vielmehr sei die Aufklärung ein konstruierter Begriff,
Christentum-kritische Positionen als Licht der Vernunft darzustellen.
Die Aufklärung in dieser Begriffsverwendung hätte es so tatsächlich
nicht gegeben.
Die Tagung warf ein neues Licht auf Voraussetzungen
der Theologie, vor allem auf die Frage nach Freiheit und Determinismus
als Voraussetzung der Theologie. Sie regte an zu einem eigenen
kritischen Nachdenken über die grundlegenden philosophischen Urteile,
die jeder Theologie zugrunde liegen.
Silas Eiche, BTh-Student
Videoaufnahmen
«Die Schlüsselvoraussetzung der liberalen Theologie» von Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter (IAP Liechtenstein)
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Weitere Informationen«Freiheit und Determinismus. Philosophische Voraussetzungen der Theologie heute» – Prof. Dr. Harald Seubert
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Weitere Informationen«Welche Psychologie ist für die christliche Theologie geeignet?» – Prof. Dr. Alexander Batthyány
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Weitere Informationen«Gab es die Aufklärung?» Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter
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