«Mein Vaterland, mein Glück und Freude». So erklingen die ersten Zeilen der estnischen Nationalhymne. Grund zum Freudengesang hat auch die STH Basel. Denn schon seit zwei Jahren besteht eine Verbindung zwischen der STH Basel und der Theologischen Institution für Theologie von der estnischen evangelischen lutheranischen Kirche (EELK UI), die ihren Sitz in Tallinn, der Hauptstadt Estlands, hat.
Dank dieser Kooperation durften wir im November an der STH Basel Besuch aus dem Norden empfangen. Prof. Dr. Thomas-Andreas Põder, der an der EELK UI Systematische Theologie unterrichtet, hielt einen dichten Vortrag über die Theologie des Kreuzes von dem lutherischen Theologe Alexander von Oettingen (1827–1905). Oettingen selbst gehörte der deutschen Bevölkerungsgruppe an, die damals im russischen Estland lebte, und er lehrte dort über vierzig Jahre an der einzigen evangelischen-lutherischen Fakultät im damaligen Zarenreich, in Dorpat, dem heutigen Tartu.
Oetttingen verstand Luthers Theologie als Theologie des Kreuzes. An Luther anknüpfend erklärt auch Oettingen, dass Theologie unter dem Kreuz studiert werden solle. Das Studium der Theologie unter dem Kreuz helfe dabei, richtig von Gott zu sprechen. Wer dagegen Gott ausserhalb des Kreuzes erkennen will, verkehrt den Sinn der Sachen. Oettingen sprach zudem auch von dem essenziellen Zusammenhang zwischen dem Kreuz und der Auferstehung. Erst in der Auferstehung kommt der Tod zur heilsgeschichtlichen Bedeutsamkeit, und erst dadurch wird das Kreuz zur Quelle unseres geistlichen Lebens. Zudem sprach Oettingen von dem Kreuz als Genugtuung und Stellvertretung. Die Stellvertretung könne auch mit dem Begriff der Solidarität beschrieben werden, denn eine Selbstaufopferung geschehe immer im Namen eines Anderen. Und gerade im «für uns» des Kreuzestodes Christi liegt die einzige Erklärung des Geheimnisses des Kreuzestodes.
Und so sind Christi Kreuzestod und seine Auferstehung unser Glück und unsere Freude.