Am Mittwoch, 21.09.2022 fand von 17.30–20.00 Uhr in der STH Basel die erste Habilitation unserer Hochschule statt. Sie war dem Fachbereich PRM (Philosophie, Religions- und Missionswissenschaft), Prof. Dr. Harald Seubert, zugeordnet.
Erster Habilitierter ist Dr. Dr. Matthias Scherbaum (Bamberg, Heilsbronn), der eine grundlegende Habilitationsschrift über „Abstraktion und Konstruktion“ vorlegte. Betreuer und Hauptgutachter der Arbeit waren Prof. Dr. Harald Seubert (STH Basel), Prof. Dr. Christian Illies (Universität Bamberg), Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (Dresden, Erlangen), Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer (Würzburg) und Prof. Dr. Sven Grosse (STH Basel). Die Gutachten fielen einstimmig positiv aus. An der Zahl und der Verbindung interner und externer Gutachter erkennt man bereits die Ansprüche an eine Habilitationsleistung. Die Arbeit ging mit den Gutachten allen Mitgliedern des Senates zu, die dazu Stellung nehmen konnten. Der Senat der STH Basel ist das Gremium, das über die Habilitation positiv oder negativ befindet.
Matthias Scherbaum wurde 1972 in Neuendettelsau geboren. Er studierte Philosophie und Theologie unter anderem in Würzburg, Bamberg und München. Promoviert wurde er in Philosophie über den mährischen Pädagogen und evangelischen Theologen Johann Amos Comenius aus dem 16. Jahrhundert. Seine akademischen Lehrer waren unter anderem Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer, Prof. Dr. Werner Beierwaltes, ein hervorragender Kenner des Platonismus, und Prof. Dr. Reinhard Lauth (1919–2007). Scherbaum ist Sohn des weltberühmten Trompeters Adolf Scherbaum (1909–2000).
Die theologische Promotion erfolgte mit einer grundlegenden religionstheologischen Arbeit über die Mystik bei Meister Eckhart und die althinduistische Erlösungskonzeption in Würzburg. Scherbaum ist seit vielen Jahren als profilierter Dozent in der Erwachsenenbildung und als akademischer Mitarbeiter am Lehrstuhl für Patristik der Universität Bamberg tätig. Zugleich ist er ein gefragter Musikkenner und -kritiker, das Erbe seines Vaters, und Domführer in Bamberg.
Die Habilitation ist die höchste akademische Qualifikation, die man im deutschen Sprachraum erreichen kann. Sie besteht aus einem schriftlichen Teil: einer monografischen Arbeit, die an Eigenständigkeit und Tiefe deutlich über eine Doktorarbeit hinausgehen sollte, und einer mündlichen Disputation. Dabei wird hochschulöffentlich ein Vortrag gehalten, der die Breite und umfassende Kenntnis des gesamten Fachgebietes, also der Theologie, zeigen sollte. Im Anschluss daran hat der Kandidat sich einer offenen Diskussion im Kollegen- und auch im Studierendenkreis zu stellen, bei der alle sachlichen Fragen zulässig sind. Eine Eingrenzung ist nicht vorgesehen, ebenso wenig eine Benotung. Scherbaum widmete den Vortrag der Theologie der gotischen Kathedrale, und er illustrierte ihn mit eindrucksvollen Abbildungen in seiner Präsentation. Ideengeschichtlich philosophische und biblische Aspekte konnte er dabei miteinander verbinden. Eine intensive Disputation unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Sven Grosse (Historische Theologie) schloss sich an.
Nach Vortrag und Diskussion zieht sich der Senat zur Beratung zurück. Er befand einstimmig, dass die Habilitationsleistung erbracht sei. Damit trägt Dr. Dr. Scherbaum den Titel eines Dr. theol. habil.
Die Erteilung der Lehrbefugnis, verbunden mit dem Titel Privatdozent, kann in jeder Habilitation später ausgesprochen werden. Sie erlaubt dem Privatdozenten und verpflichtet ihn, Lehrveranstaltungen an der STH Basel abzuhalten. Dr. theol. habil. Scherbaum wird zunächst ohne diese Pflicht unregelmäßig an der STH Basel an Lehrveranstaltungen des Fachbereichs PRM mitwirken, vor allem an Blockveranstaltungen zur antiken und mittelalterlichen Philosophiegeschichte und an Kursen über sakrale Musik und Kunstgeschichte.
Für die Studierenden und Kollegen, die ihn nun näher kennen lernen werden, ist dies in jedem Fall eine große Bereicherung.
Harald Seubert