Am 18. Januar 2020 ist Prof. Dr. Peter Beyerhaus kurz vor seinem 91. Geburtstag in die Ewigkeit abberufen worden. Sein langes, gesegnetes Leben als Missionar im Dienst der Berliner Missionsgesellschaft in Südafrika und von 1965–1997 als Ordinarius für Missionswissenschaft und Ökumenische Theologie in Tübingen stand im Dienst der „Missio Dei“, der Leidenschaft für die Verkündigung von Gottes Wort bis an die Enden der Erde. Beyerhaus nutzte seine hohe Begabung – er beherrschte 18 Sprachen! – im Dienst von Mission und Bekenntnis.
Prof. Beyerhaus war neben Walter Künneth und Otto Michel einer der geistigen und geistlichen Väter der Bekenntnisbewegung seit den sechziger Jahren. In unzähligen Ehrenämtern und einem unermüdlichen weltweiten Engagement bis ins hohe Alter trat er im Rahmen des evangelisch-lutherischen Bekenntnisses für eine Mission auf der Grundlage des Wortes Gottes ein. Beyerhaus‘ Wirken ist längst selbst Teil der Theologie- und Missionsgeschichte: Er war federführend bei der Abfassung der „Frankfurter Erklärung zur Grundlagenkrise der Mission“ im Jahr 1970 und gestaltete die Lausanner Bewegung über Jahrzehnte wesentlich mit. Früh erkannte er die Gefahren einer Zeitgeisthörigkeit, auch in der Mission und im ÖRK (Ökumenischen Rat der Kirchen). An der Verbindlichkeit des Missionsbefehls hielt er mit Leidenschaft und Begeisterungsfähigkeit fest! In spannenden pointierten Beiträgen zeigte er, wie die Verheißung zum Bau von Gottes Reich in innerweltliche Utopien umgedeutet zu werden droht. Das von ihm entwickelte tripolare Schema, das in Weltreligionen und Religionsgemeinschaft einen Aspekt der „Allgemeinen Offenbarung“ (Röm 1,19f.), den Aspekt des Menschlichen, der Erlösungssehnsucht, aber auch des Diabolisch-Dämonischen erkennt, ist für die Religions- und Missionswissenschaft an der STH Basel bis heute eine Richtschnur im Umgang mit nicht-christlichen Religionen.
Beyerhaus‘ Wurzeln reichen weit zurück. Er, Sohn eines Berliner Pfarrers, hatte noch bei dem legendären Missionstheologen Walter Freytag im Deutschen Missionsrat das Vikariat absolviert, vertiefende missionswissenschaftliche Studien betrieb er in Uppsala und wurde 1956 mit einer Arbeit über „Die Selbständigkeit der jungen Kirchen als missionarisches Problem“ promoviert: Als einer der ersten erkannte er, dass Mission in Wechselseitigkeit und im Austausch geschieht und dass aus den Missionsgebieten neue Inspiration für den christlichen Glauben nach Europa ausgehen. Die Missio Dei, eine trinitarische und auf Christus und sein Wort konzentrierte Missionstheologie, entwickelte er in unzähligen Vorträgen in aller Welt und in seinem Hauptwerk „Er sandte sein Wort“ (1996). Seine legendären Tübinger religionswissenschaftlichen Vorlesungen brachte er bedauerlicherweise nicht selbst zur Publikation.
Der STH Basel war Prof. Beyerhaus zwischen 1999 und 2004/05 mit missiologischen Lehrveranstaltungen und als Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats eng verbunden. Das letzte Mal war er im Frühjahrssemester 2015 bei der Ringvorlesung über die „Tübinger Erklärung“ zur Missionalen Theologie bei uns an der STH Basel zu Gast. Er freute sich erkennbar über das Wiedersehen mit den Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Kollegen und genoss die Begegnung mit den jungen Studentinnen und Studenten. Lange saßen sie noch generationenübergreifend im Riehener „Sängerstübli“ zusammen. Bei dieser und anderen Zusammenkünften wurde deutlich, dass Peter Beyerhaus Humor, Lebensfreude, sachliche Strenge und Glaubenstreue verbinden konnte.
Er führte viele Bekenntniskämpfe, frei von Menschenfurcht und im Vertrauen auf Gott. Doch er verbitterte nicht. Seine souveräne Persönlichkeit war neben seinen großen Verdiensten selbst ein Zeugnis: Herausfordernd, klar, und sich in Demut unter Gottes Wort und Weisung stellend. In der Familie, in einer gesegneten Ehe, die seit 1955 bestand, und im Sport fand er Freude und Ausgleich.
Die STH Basel sieht sich seiner Weg weisenden missiologischen und missionarischen Arbeit verpflichtet. Sie wird Peter Beyerhaus ein ehrendes Angedenken bewahren und weiß ihn in Gottes Herrlichkeit: „Und die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich“ (Dan 12,3).
Jacob Thiessen und Harald Seubert