Sth Basel Retraite 2017 Muenster

Allgemeine Veranstaltung Retraite 2017 der STH Basel zum Thema Tod

Drei ganz besondere Tage

Gleich zu Beginn des neuen Studiensemesters fand wie jedes Jahr die Retraite der STH Basel statt. Von 2. bis 4. Oktober durften sich rund 60 Studierende und sieben Professoren auf drei intensive Tage des theologischen Forschens und Kennenlernens freuen. Die Einkehrtage begannen mit einem Besuch und einer Stadtführung Strassburgs, der am Rhein gelegenen französischen Stadt, die mit Martin Bucer eine Schlüsselrolle in der Reformation spielte. Auch heute spürt man diesen reformatorischen Geist in Strassburg. Die vielen Kirchen sind Zeugen der Geschichte und auch die noch heute nahe Verbindung von Kirche und Staat in Strassburg, welche im laizistischen Frankreich ein Sonderfall darstellt. Die Führungen wurden dankenswerterweise vorgenommen durch den elsässischen Reformationshistoriker Marc Lienhard, Prof. em. der ev.-theol. Fakultät Strassburg und Altbischof der protestantischen Kirche in Elsass-Lothringen gemeinsam mit Pfarrer Jean Arbogast.

Die darauffolgenden Tage verbrachten wir in Zavelstein, im Bibel- und Erholungshaus Felsengrund mitten im herbstlichen Schwarzwald. Wir begannen das Programm mit einer Abendandacht von Prof. Dr. Sven Grosse. In seiner Andacht führte er uns in die Thematik der Retraite ein: Der Tod. Ein Thema, das – wie Ass.-Prof. Dr. Stefan Schweyer richtig bemerkte – in unseren Kirchen und Gemeinden viel zu oft tabuisiert wird. Anhand eines Abendliedes von Paul Gerhard brachte uns Sven Grosse die Alltäglichkeit der Thematik näher: Das abendliche Zubettgehen als Verbindung zur ewigen Ruhe in Gott. Den restlichen Abend beschlossen wir im gemütlichen Beisammensein.

Am zweiten Tag wurde der Tod von den verschiedenen Fachbereichen her betrachtet. Jeder Professor hielt einen 30-minütigen Vortrag mit anschliessender Frage- und Diskussionsrunde. Die Vortragsreihe begann mit einem Vortrag von Ass.-Prof. Dr. Benjamin Kilchör, der die Thematik aus alttestamentlicher Sicht betrachtete. Er zeigte den Tod unter anderem im Kollektiv der Grossfamilie im Kontrast zu unserem heutigen Individualismus auf. Weiter stellte er dar, dass gerade tote Menschen im Alten Testament nie als nicht existent aufgefasst werden. Dies führte uns offenbarungsgeschichtlich weiter zum Neuen Testament mit einem Vortrag von Prof. Dr. Jacob Thiessen, welcher Jesus Christus als den Überwinder des geistlichen, physischen und damit des ewigen Todes aufwies. Prof. Dr. Sven Grosse folgte danach aus historischer Perspektive, wobei er anhand einer Predigt von Martin Luther eine Anleitung zum richtigen Sterben thematisierte.

Am Nachmittag führte uns Prof. Dr. Johannes Schwanke aus Sicht der Systematischen Theologie in die heutigen Diskussionsfragen zum Thema Tod ein. Eine zentrale Frage in unserer heutigen Gesellschaft im Umgang mit dem Tod ist die Transplantationsmedizin und die damit zusammenhängende Frage nach dem Todeszeitpunkt. Eine Frage, die von allen Beteiligten intensiv diskutiert wurde. Ass.-Prof. Dr. Stefan Schweyer schloss daran aus praktisch- theologischer Sicht an, wobei aus dieser Perspektive die heutige Bestattungsfrage im Kontext von Kirche und Gemeinde zentral sei. Er betonte weiter, dass gerade durch den Umgang mit dem Sterben und dem Tod das Gottesbild eines jeden sichtbar werde. Abschliessend führte uns Prof. Dr. Harald Seubert in die philosophische Debatte über den Tod ein. Anhand von Platons Phaidon zeigte er auf, dass die Frage nach dem Tod in der Philosophie nie abschliessend beantwortet werden kann, weil sie auf einen jenseitigen Bereich zielt. Mit Heidegger zeigte Seubert auf, dass die menschliche Existenz immer in der Spannung des zukünftigen Nicht-Seins steht und betonte, dass unsere Gedanken immer sterbliche Gedanken sind und uns zu Jesus Christus hinführen müssen. Nach den intensiven Vortragsreihen durften wir den Tag mit einem gemeinsamen Lobpreisabend beenden.

Manuel Grässlin

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