Wo liessen sich die ersten Christen in Europa taufen und wo entstand die erste europäische Gemeinde?
Diesen und weiteren spannenden Fragen widmeten wir uns auf der STH-Studienreise „Auf den Spuren des Apostels Paulus in Griechenland“. Begleitet wurden wir von Prof. Dr. Jacob Thiessen, unserem Professor für Neues Testament und Rektor der STH Basel, sowie von der einheimischen Reiseleiterin Kremasia Hatzimichail. Beide liessen uns mit ihrem grossen Wissensschatz tiefer in die damalige Welt der Griechen und in die Texte der Bibel eintauchen.
Auf unserer Reise besuchten wir zuerst von Thessaloniki aus die Hafenstadt Kavala, das antike Neapolis, und Philippi. In Kavala fasste der Apostel Paulus Fuss, nachdem er durch eine Vision dorthin geleitet wurde. Von da aus gelangte er in die Stadt Philippi, in der die Purpurhändlerin Lydia zum Glauben kam und sich Taufen liess und wo die erste christliche Gemeinde in Europa entstand.
Wir besichtigten auch die Akropolis und die Agora der antiken Stadt Thessaloniki und beleuchteten deren geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund, um die Erfahrungen des Paulus mit dieser Stadt und die zwei Thessalonicherbriefe besser zu verstehen. Anschliessend besuchten wir Veria, das Beröa aus der Apostelgeschichte.
In Athen angekommen (per Flugzeug von Thessaloniki), besuchten wir die Akropolis, das Herz des antiken Athens. Dabei tauchten wir in die mythologische und philosophische Welt zur Zeit des Paulus ein. Dies erwies sich als äusserst wertvoll für unsere Auseinandersetzung mit der Areopagrede auf dem Areopag neben der Akropolis, in der sich Paulus mit den Athener Philosophen unterhielt.
Mit unserer Gruppe reisten wir auch nach Delphi, um die Überreste dieses ehemaligen Zentrums des Orakel-Kultes zu betrachten. Das Highlight war jedoch ein Museumsbesuch, bei dem die Gallio-Inschrift (Delphi-Inschrift) im Zentrum stand. Dieses Zeitzeugnis bildet eine wichtige Grundlage für die Paulus-Chronologie und die damit verbundene Datierung seiner Briefe.
In Epidaurus thematisierten wir die Bedeutung des Äskulapkults, worauf unser Apothekenlogo zurückzuführen ist, und sprachen über die Bedeutung des Theaters und des Sports in Griechenland zur Zeit des Paulus. Erwähnenswert ist auch unser Besuch in Mykene, das weltweit als archäologisches Meisterwerk gilt.
Ein weiteres Reiseziel war Akrokorinth, die Akropolis des antiken Korinths mit dem Tempel der Aphrodite, der «Liebesgöttin». Dort genossen wir eine wunderbare Aussicht auf ganz Korinth mit seinen antiken Häfen im Norden (Lechaion) und im Osten (Kenchräa), auf den isthmischen Kanal und auf den Korinthischen Golf bis zum Parnas-Gebirge bei Delphi. In Alt-Korinth beleuchteten wir anschliessend die gesellschaftlichen und religiösen Hintergründe der grössten Stadt Griechenlands im 1. Jh. n. Chr. Diese Hintergründe begegneten uns auch bei der Betrachtung des 1. Korintherbriefes und halfen uns beim Verständnis der damaligen Gemeindesituation.
Auf unserem Rückweg in die Schweiz freute ich mich darüber, dass sich diese Reise wirklich gelohnt hat. Die biblischen Texte gewannen für mich an Tiefe und durften neu zu mir sprechen. Solch eine Reise kann ich allen empfehlen, die tiefer in die biblischen Texte eintauchen und diese hautnah erleben möchten. Die nächste solche Griechenland-Studienreise soll vom 10.–17. September 2021 stattfinden. Im September 2020 findet zudem eine Reise auf den Spuren der Apostel Paulus und Johannes in Kleinasien statt.
Gianni Tecce, Bachelor-Student
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