Am Samstag, 4. Mai 2024 trafen sich rund 45 Personen an der STH Basel zum Studientag «Christologische Auslegung des Alten Testaments». Vier Referate griffen das Thema aus verschiedenen Perspektiven auf und regten zu Diskussionen und eigenen Nachforschungen an.
Eröffnet wurde der Studientag von Prof. Dr. Benjamin Kilchör (Basel), welcher den Tag angeregt und dazu eingeladen hatte. Im ersten Referat widmete sich PD Dr. Meik Gerhards (Berlin/Rostock) Gen 3,15 und der Frage, ob diese Stelle als Protevangelium aufzufassen ist. Es wurden verschiedene Einwände und Gegenanzeigen diskutiert, wobei sich herausstellte, dass es angemessen ist, über Gen 3,15 als Protevangelium zu sprechen. Im Anschluss zeigte der Referent, wie das Protevangelium im Matthäusevangelium aufgenommen und verarbeitet wird. Das zweite Referat von Pfr. Dr. Stefan Felber (Bad Fallingbostel/Basel) konzentrierte sich auf die Nathanweissagung aus 2 Sam 7 und stellte anhand mehrerer Bezüge dar, dass der Christus sowohl Davidssohn als auch Gottessohn ist. Insbesondere wurden die literarische und theologische Bedeutung, sowie die Rezeption der Perikope behandelt.
Nach einem schmackhaften Mittagessen in den Räumlichkeiten der STH Basel – begleitet von anregenden Gesprächen – wendete sich Prof. Dr. Benjamin Kilchör dem nächsten Referat zu. Darin erläuterte er, dass die Jünger Christi ihn durch seine Verherrlichung als Ewigen erkannten und so das Alte Testament neu lasen: Christus wurde also nicht ins Alte Testament hineinprojiziert, sondern durch die neue Erkenntnis als Präexistenter aufgefunden. Die These war, dass der Schlüssel dazu die Herrlichkeit Jahwes ist, da die Apostel Christus als diese Herrlichkeit erkannt hatten. Das letzte Referat von Prof. em. Dr. Ludger Schwienhorst-Schönberger (Wien) präsentierte das jüngste Dokument der Päpstlichen Bibelkommission «Che cosa è l´uomo?» («Was ist der Mensch?»). Darin wird eine biblische Anthropologie auf der Basis von Gen 2–3 entfaltet. Die Hauptstossrichtung des Dokuments zielt darauf ab, das Bezogen-Sein des Menschen auf Gott herauszustellen und zu zeigen, dass der Mensch gemäss der Bibel als Gottes Geschöpf betrachtet werden muss. Als Modell dient dabei die sogenannte konstellative Anthropologie.
Abgerundet wurden die Referate jeweils durch lebhafte Diskussionen, welche die Thesen und Argumente davon nochmals aufnahmen, aber auch in weitere Themenfelder führten. So entstand im Laufe des Tages ein buntes Mosaik von Zugängen zu einer christologischen Auslegung des Alten Testaments, an dem man gerne weiterarbeitet.