Gespannt darauf, wie denn die Lutherische Theologische Hochschule in Oberursel ist – und wie das selbstgebraute Lutherbier schmeckt, sind wir am 29. Juni nach Hessen gefahren. Nach stundenlanger Fahrt bei 30 *C im ungekühlten STH-Bus tat ein herzlicher Empfang mit kühlen Getränken gut.
Professor Sven Grosse hat nach der Erfrischung einen interessanten Vortrag über Lutherische Theologie und Wissenschaftstheorie gehalten. Er ging den Fragen nach, was denn Gegenstand der Theologie ist, ob Theologie überhaupt Wissenschaft ist und in welcher Weise Theologie betrieben werden kann. Auf den Vortrag folgte eine Diskussion mit den Oberurseler Dozenten und Studierenden.
Anschließend gingen die Gespräche beim Grillieren im Garten weiter. So haben wir viel über die SELK (Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche) erfahren. Die SELK wurde 1972 durch den Zusammenschluss verschiedener Lutherischer Freikirchen gegründet. Diese entstanden im 19. Jh. in Auseinandersetzung mit dem Rationalismus oder der staatlich angeordneten Union zwischen Reformierten und Lutheranern. Die SELK sieht die Lutherischen Bekenntnisschriften als massgebende Auslegung der Bibel an. Durch ihre Orientierung an den Bekenntnisschriften und der Altprotestantischen Orthodoxie sind sie sowohl inhaltlich als auch formal konservativ. Bis heute ist daher die Gottesdienstgestaltung stark durch die lutherische Liturgie geprägt. Diese durften wir im Komplet (Nachtgebet) und der Morgenandacht kennen lernen. Es war für die meisten von uns ungewohnt, doch empfanden wir die Psalmodien, Gebete und Gesänge als tiefgehend und eine schöne Art, um vor Gott zu kommen. Vielleicht können wir von dieser altbewährten Liturgie lernen.
Nach der Komplet brachte der bierbrauende Student Noah die ersten Flaschen des gerade fertig gewordenen Lutherbieres, welches wir sogleich verkosten durften.
Der nächste Tag begann mit einer Morgenandacht in der Kirche. Nach dem anschließenden gemeinsamen Frühstück mit allen Studierenden und den Professoren mussten wir uns leider schon verabschieden. Dies wurde in Form eines Reisesegens gemacht, welcher aus einem Psalm, einem Gebet und dem Segen bestand.
Es war sehr schön, die Studierenden und Dozenten der Lutherischen Theologischen Hochschule kennen zu lernen. Wir freuen uns auf ihren Gegenbesuch im Herbstsemester bei uns an der STH Basel.
Jonathan Granzin, BTh. Student