Aus dem Leben eines Wort-Menschen: Stefan Fischer als Gastsprecher am Alumnitreffen
Alte und neue Freunde treffen, gemeinsam in Erinnerungen schwelgen, sich durch einen inspirierenden Impuls ermutigen lassen, ein feines Mittagessen geniessen – das war unser Alumnitreffen 2018.
Die ersten Minuten gehörten auch dieses Jahr dem Rektor der STH Basel, Prof. Dr. Jacob Thiessen. Er betonte, wie dankbar er dafür ist, dass mittlerweile im Lehrkörper sechs Vollzeitstellen geschaffen werden konnten.
Stefan «Sent» Fischer liess uns in einem abwechslungsreichen Einblick Anteil nehmen am Leben eines „Wort-Menschen“ – wie er sich selbst nennt. Er ist Pastor der Living Church in Rieden bei Baden und Dozent am ISTL Zürich.
Mit 15 Jahren entdeckte er seine Freude am Umgang mit Worten. Seine künstlerische Entdeckungsreise führte ihn vom lässigen Reggae über den Rap bis hin zum wortgewaltigen Poetry Slam. Konkret: Er verpackt die Botschaft des Evangeliums in knackige Reime. Wir bekamen eine eindrückliche Kostprobe der rhythmischen Wortkunst mit dem Titel «Gott», die uns auf eine gedankliche Reise von der Schöpfung bis zur Rettungsaktion Gottes in Jesus mitnahm.
Grosses Interesse erwachte an der Arbeit der Bibelübersetzer. Dieses verfestigte sich in ihm zur Überzeugung, selbst einmal als Bibelübersetzer tätig zu werden. Ein Auslandsaufenthalt schien diesen Weg zunächst zu bestätigen. Auf dem Rückflug erhielt «Sent» aber die innere Gewissheit, dass sein Platz in der Schweiz sei.
Dankbar ist er für seine Ausbildung an der STH Basel. Er lernte die grossen Bögen der Heiligen Schrift kennen und tauchte gleichzeitig ein in die kleinen Details der göttlichen Geschichte. Beides fliesst auch in seine Sprachkunstwerke ein. In «Geist und Heilung», in der er sich mit der Wirksamkeit des Heiligen Geistes beschäftigt, spannt er den Bogen vom Alten Testament hinein in das Neue Testament. Der Geist, der bereits bei der Schöpfung präsent war bis hin zur Wirksamkeit des Geistes in den Menschen, die sein neues «Haus» werden.
Ehrlich erzählt «Sent» auch von einem dunklen Kapitel seines Lebens. «Wenn nur noch das Wort von einem gilt» – in seinem Fall das seines Co-Pastors und Vorbilds – «wird es gefährlich». Er verschloss seine Ohren gegenüber Menschen, die ihn korrigieren wollen – die ihm meist am nächsten standen. Es kam zum Zerbruch, und er war überzeugt, dass er nun «auf dem Abstellgleis» sei. Aber er erlebt, wie Gott ihn ermutigte, die «Scherben zusammenzulesen». Gott setzte einen Heilungsprozess in Gang, zu dem auch die Versöhnung gehörte. Aus den Scherben entstand eine neue Gemeinde – «ein Wunder von Gott. Ich habe die Gemeinde an die Wand gefahren – und Gott hat etwas Neues entstehen lassen».
Er hatte bereits früh Zugang zu Ausländern und Menschen mit Migrationshintergrund. Er konnte nie verstehen, dass Menschen nur aufgrund der Tatsache Ablehnung erfuhren, dass sie Ausländer seien. Seine Liebe zu den Ausländern führt er zurück auf die Liebe Gottes zu allen Menschen – was er in einem Poetry Slam mit dem Titel «Poetry-Slam-maleikum» ausführte. «In jedem Fremden begegnet uns der menschgewordene Gott. Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.» «Mich fasziniert, wenn das Wort läuft. Wenn Gott redet durch uns Menschen. Gott redet in die unterschiedlichsten Lebensumstände und verändert uns durch sein Wort. Ich wünsche uns, dass wir das alle erleben.»
Danach berichtet Prof. Dr. Christian Stettler unter der Rubrik «Dozenten der STH Basel persönlich. Prof. Stettler ist Pfarrer in Flaach ZH und seit 2014 Gastdozent an der STH Basel und seit 2017 zu 40 % als Lehrbeauftragter für Neues Testament und Antikes Judentum angestellt. Er ist verheiratet mit Prof. Dr. Hanna Stettler, ebenfalls Pfarrerin und Neutestamentlerin; die beiden haben 3 Söhne. Christian Stettler berichtete über wichtige Stationen seines geistlichen und akademischen Werdegangs. Er kam in seiner Kindheit zum Glauben und engagierte sich als Jugendlicher in der Schülerbibelgruppe und in der Jugendgruppe der Kirchgemeinde. Nach einer tiefgreifenden Krise im Theologiestudium fand er bei verschiedenen gläubigen Theologieprofessoren in Tübingen und Erlangen Antworten auf seine Fragen, ebenso in Ferienseminaren des PGB. Im Vikariat bei Pfr. Roger Rohner in Bischofszell TG erlebte er, wie missionarischer Gemeindeaufbau in der Landeskirche möglich ist. Danach forschte er als Assistent und Doktorand von Prof. Peter Stuhlmacher in Tübingen über die alttestamentlich-jüdischen Wurzeln des Christusbekenntnisses in Kolosser 1,15-20 und als Habilitand (Uni Zürich) über die Lehre des Paulus vom Endgericht. Eine weitere Forschungsarbeit widmete sich der Gerichtserwartung im AT, Frühjudentum und bei Jesus. Ein dreijähriger Forschungsaufenthalt am Tyndale House in Cambridge mit vielen internationalen Begegnungen weitete den Horizont, ebenfalls die Mitarbeit in unterschiedlichen Kirchen und Freikirchen. Es ist Christian Stettler ein grosses Anliegen, das Neue (und das Alte!) Testament im gesamtbiblischen Horizont zu lesen. Als Pfarrer in einer ref. Kirchgemeinde erlebt er, wie seine Arbeit in Gemeinde und Hochschule sich gegenseitig befruchten.
Zuletzt gilt es zu berichten, dass das Vorbereitungsteam für die jährlichen Alumnitreffen nun aus Daniela Seibert, STH-Alumna 2011, Carina Meier, STH-Alumna 2005, und Ramun Badertscher, STH-Alumnus 2017, besteht. Christoph Hadisaputro und Reinhard Dannecker ziehen sich aus dieser Verantwortung zurück.
Vonseiten der STH Basel ist unser Verbindungsmann nach dem Weggang von Eckhard Gab neu Benjamin Kilchör, Assistenzprofessor und Fachbereichsleiter für Altes Testament.