Rigorosum Delmar Wiebe Sth Basel 16

Allgemeine Veranstaltung Promotion Delmer Wiebe

Zum Abschluss des diesjährigen Doktorandenkolloquiums, das vom 27.–29. Januar 2020 alle Doktorierenden der STH Basel zu intensivem Austausch über die Projekte in den Räumen der STH Basel versammelte, fand am Nachmittag des Mittwoch, 29. Januar 2020 die öffentliche Promotion von Delmer Wiebe zum Dr. theol. (Doktor der Theologie) statt. Eine solche Veranstaltung ist ein besonderer Höhepunkt im Leben des Promovenden und im Leben der Hochschule

Ordination von Gemeindeleitern

Delmer Wiebe ist Absolvent der STH Basel, er wurde im Jahr 1984 in Filadelfia, Paraguay, geboren. Er reiste mit seiner Familie eigens zu dem Anlass an. Wiebe legte eine neutestamentliche Arbeit mit dem Titel „Ordination von Gemeindeleitern im Neuen Testament? Eine exegetische Auseinandersetzung mit ihren Begründungen“ im Umfang von 320 Seiten vor, die in den letzten 3 Jahren erarbeitet wurde. Dies ist eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass die Dissertation zum grossen Teil parallel zu Lehr- und Gemeindetätigkeit und bei nur kürzeren Aufenthalten an der STH Basel so konsistent konzipiert und erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Die gründliche Untersuchung geht zunächst der Einsetzung der Leviten und Priester sowie der Einsetzung von Josua als Nachfolger von Mose im Alten Testament nach (vor allem in Exodus und Deuteronomium), um dann sehr genau vor allem am 1. Timotheus-Brief und in der Apostelgeschichte (Kap. 6, 13 und 14) den Zusammenhang von Handauflegung und Einsetzung im Neuen Testament zu interpretieren. Dabei wird der enge Zusammenhang von Amt und Dienst herausgearbeitet, und es werden Konsequenzen für die heutige Praxis und die Bedeutung von Ordinationen gezogen. Dies ist auch für den gegenwärtigen gemeindlichen Kontext ein wichtiges Thema, in Europa ebenso wie im mennonitischen Kontext von Paraguay, wo Wiebe inzwischen eine Lehrtätigkeit als Dozent am CEMTA ausübt.

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Promoter und Erstgutachter Prof. Dr. Jacob Thiessen

Promotor und Erstgutachter des Promotionsprojektes war der Rektor der STH Basel, Prof. Dr. Jacob Thiessen. Das Zweitgutachten legte der Prof. Dr. Christian Stettler, Titularprofessor für Neues Testament und Antikes Judentum an der STH Basel, vor, und das Drittgutachten kam von Prof. Dr. Moisès Mayordomo, Lehrstuhl für Neues Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Basel.

Verteidigung

Der erste Teil der Veranstaltung gilt der Verteidigung der Hauptthesen der Dissertation. In einem einführenden kurzen Vortrag teilte Delmer Wiebe zunächst anschaulich, verständlich und übersichtlich die Hauptergebnisse seiner Arbeit mit und legte über die Methoden und die Fragestellung Rechenschaft ab. Darauf folgte, wie es üblich ist, die Disputation: Der Promovend steht den Gutachtern und dem gesamten Senat der STH Basel Rede und Antwort. Eine solche „Verteidigung“ ist ein Fachgespräch auf hohem Niveau, bei dem sachlich, aber auch kritisch nach Prämissen und möglichen Schwächen der Konzeption einer solchen Arbeit gefragt wird. Dabei sind nicht nur die engeren Fachkollegen, sondern alle theologischen Disziplinen frageberechtigt. Dies fordert dem Doktoranden einiges ab. Die Fragen werden freundlich, aber nachdrücklich und mitunter hartnäckig gestellt, wie es akademisch üblich ist. Herr Wiebe bewältigte diese Herausforderung mit nachdenklichen, gut überlegten Antworten.

Rigorosum

Als zweites Element schloss sich noch die Rigorosumsprüfung in drei Fächern an. Gewählt wurden von Delmer Wiebe Neues Testament als Hauptfach, Altes Testament als erstes Nebenfach und Praktische Theologie als zweites Nebenfach. Auch wenn der Kandidat einer Promotion schon ordentlich examiniert ist, wird er doch noch einmal auf Herz und Nieren in den von ihm gewählten Schwerpunktfächern geprüft, denn der Titel eines „Doktors der Theologie“, also eines Gelehrten, der zur eigenständigen Forschung befähigt ist, hat ein besonderes Gewicht. Auch hier wurden die Fragen zur Zufriedenheit beantwortet.

Ganz frei von Spannungselementen ist eine solche Prüfung nicht. Denn nach der zweifachen Anhörung zog sich das Doktoratskollegium zur Beratung zurück, um zu einer abschließenden verbindlichen Note zu kommen. Diese wird in die vorbereitete (lateinisch-sprachige) Urkunde eingetragen, und nachdem die Kommission von der Beratung zurückgekehrt ist, öffentlich bekanntgegeben.

Erst dann fallen alle Belastungen ab. Der Doktorand empfängt die Glückwünsche seiner Hochschule und anschließend seiner Familie, seiner Freunde und seiner Bekannten.

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Dem festlichen und freudigen Charakter wurde während der gesamten Veranstaltung Rechnung getragen: Der Anlass ist nicht nur ein akademisches Kolloquium und eine Prüfung, sondern zugleich eine Feier. Dazu trug die schöne musikalische Rahmung durch Michael Friesen und Fabienne Sigrist, Student und Studentin der STH Basel, bei. Sie spielten ein schwungvolles israelisches Medley und das Viola-Concerto von Telemann.

Verleihung der Kapuze

Dadurch, dass die Professoren der STH Basel – wie bei der Semestereröffnung – den Talar tragen, wird der festliche Rahmen weiter unterstrichen. Der Promovend trägt ebenfalls von Anfang an den Talar seiner Hochschule. Doch erst, nachdem Disputation und Rigorosum bestanden sind, bekommt er den Überwurf, die sogenannte „Kapuze“, seit dem Mittelalter Symbol der Doktorwürde, durch Rektor und Promotor angelegt. Ein Dankgebet für Gottes Geleit auf einem solchen mitunter steinigen Qualifikationsweg und die Bitte zu Gott, dass der neue Doktor von seiner Würde in Lehre, Verkündigung und Leitung der Gemeinde sinnvollen segensreichen Gebrauch macht, beenden die Veranstaltung.

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Verleihung der Kaputze

Die STH Basel freut sich über diesen Anlass sehr und auch darüber, dass sie durch solche Promotionen an verschiedenen Orten in der Welt Beiträge für eine universitäre und zugleich an die Heilige Schrift gebundene Theologie leisten kann.

Herzlichen Glückwunsch an Dr. theol. Delmer Wiebe, seine Familie und Freunde.

Prof. Dr. Harald Seubert
Vorsitzender der Doktoratskommission

Impressionen der Veranstaltung

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